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Max Küng's Selbstversuche

Max Küng schreibt zur Zeit eine unglaublich langweilige Kolumne im Magazin des Tagesanzeigers, was meinem Image vom Magazin als «mein Lieblingsheftchen» nicht gerade gut tut. Die Kolumne läuft unter dem Titel «Selbstversuche».





Max Küng, Journalist und Kolumnist für
das Magazin des Tagesanzeigers



Es lässt sich allerdings nicht ausschliessen, dass mir da etwas entgeht, etwas zwischen den Zeilen, etwas Subtiles oder etwas, das durch eine meiner Wissenslücken hindurchfällt...

Dennoch: die Idee zum Thema «Selbstversuche» eine Kolumne zu schreiben finde ich extrem spannend und unheimlich cool. Nur Küngs Kolumne selber finde ich zum gähnen. Und es gibt nichts Schlimmeres als Gleichgültigkeit und Langeweile. Beim Journalismus als auch im Leben allgemein. Das ist eindeutig viel schlimmer als wenn man sich über etwas aufregt. Da fliegen zu mindest die Fetzen, die Emotionen und die Hormone und da geht was ab. Etwas lieben oder hassen ist gut. Aber gelangweilt werden und in Gleichgültigkeit versumpfen beim lesen des Stoffes eines der «besten schweizer Journalisten», das ist schlimm!

Küng, was machst du da?


Über den Selbstversuch «Max besucht Kölliken – Eine gigantische Konstruktion im Aargau ist kein UFO, sondern eine Sondermülldeponie.» schreibt der Leser Giorgio V. Girardet:

«Der wohl erste «Selbstversuch», der dem vom Verlag zur Werbung verliehene Titel «grösster Schweizer Journalist» im entferntesten rechtfertigt.
Das Thema war wohl eine Einflüsterung vom Freund Klumpen! Ich hoffe Klumpen steht inzwischen auf der Lohnliste der Tamedia: denn ohne Klumpen, küngt Küng nur so vor sich hin. Es lebe Klumpen! Und die Fleischbällchen in der Ikea!»



«Selbstversuche» – wieso würde man so etwas machen: Selbstversuche? Und wieso darüber schreiben? Haben Selbstversuche nicht etwas mit der Suche nach dem Selbst zu tun? Mit dem gewagten Versuch nach dem eigenen Selbst zu forschen, zu greifen? Nach den eigenen Grenzen? Innen und Aussen? Haben Selbstversuche nicht mit einer enormen aber auch ein bisschen unheimlichen Neugier zu tun, danach zu forschen wie das Leben funktioniert, der eigene Körper, der eigene Geist? Damit, sich zu wagen, in die eigenen Abgründe zu schauen in die man sich nie zu schauen wagte? Und vielleicht auch damit, ein bisschen etwas zu wagen, was so viele gerne wagen würden aber sich keiner zu wagen getraut?

Max, du hast Angst, wahre Selbstversuche zu machen. Diese Angst quillt aus jedem Wort und jedem Buchstaben deiner Kolumne. Nichts von der erfrischenden Selbstironie und Beobachtungsgabe, die ich in dem (am Ende dieses Blogeintrages) angehängten Video von dir finde. Nichts.

Naja, vielleicht bin ich ja total falsch und auf dem Holzweg aber ich nehme mir hier jetzt die Frechheit, dir ein paar Vorschläge von wahren Selbstversuchen zu machen. Nur eine kleine Auswahl. Nur ein Angebot. Als Basis dazu dient mir die vorangegangene Definition von «Selbstversuch» als «Die von einer unbändigen Neugier getriebene Suche mehr über mein Selbst, mein «Ich» zu erfahren, sowohl von aussen – meinen Körper betreffend – wie auch von Innen – meinen Geist und meine Seele betreffend.» Dazu stelle ich Versuche an mit mir, meinem Körper und meinem Geist:


Versuch Nr. 1:
DIE ANGST

Vor was habe ich Angst? Und wieso? Und kann ich sie überwinden? Oder ihr zumindest gelassen in die Augen schauen und sagen: Ah, da bist du wieder, alte Freundin. Willst du mich denn nie mehr verlassen bis zu meinem Tod? Es gab eine Zeit, da hatte ich das Gefühl, meine Persönlichkeit seie Reif genug, dass ich ein paar innere Bilder überprüfen könnte, die mir die Erwachsenenwelt so eingepflanzt hat. Zum Beispiel: Drogen sind böse. Sie machen unweigerlich süchtig und führen direkt in den Abgrund. Also habe ich ausprobiert: Haschisch, Ecstasy, Mescalin, Kokain...

Heroinzubereitung.
Nur einen Stoff habe ich nie ausprobiert: Heroin. Der hat mir Angst gemacht. Bis heute. Schon immer. Heroin ist mein schlimmster Albtraum. Aber heute, heute wäre ich (Roger Le Marié! Es soll mir keiner Vorwürfe machen wenn der Küng aus Versehen abgeserbelt ist ;) bereit, auch in diesen Abgrund zu schauen. Natürlich kontrolliert: wenn möglich mit sauberem Stoff, den richtigen Leuten um mich, aber ich würde es machen. Habe ich keine Angst mehr vor Heroin? Oh doch, ich habe immer noch Angst vor Heroin. Aber ich glaube – ich glaube heute könnte ich sie überwinden und tief in den Abgrund schauen und fühlen was dort los ist, woher diese Angst kommt, von wem, ob sie gerechtfertigt ist oder nicht...
Ah, ich hör sie schon alle schreien: Das darf man nicht! So mit der eigenen Gesundheit spielen. Und: Das würde kein Arbeitgeber (Der Tagesanzeiger schon gar nicht!) tolerieren. Was würde denn passieren wenn etwas passieren würde? Angst, Angst, Angst. Ausreden, Ausreden, Ausreden. Und bis sie ausgeredet hätten und sich in ihren Ängsten gesuhlt hätten, hätte ich es schon längst ausprobiert. Wäre es schon längst geschehen. Und auch der Entscheid, ob ich meine Erlebnisse und Gefühle mit der Öffentlichkeit teilen wollte oder nicht.



Versuch Nr. 2
DAS MENTALE, DER GEIST, TEIL 1

Ein Kuriosum gehört zu unserem Leben, über das ich immer wieder staune: es ist nur schwer möglich, für sich selber zu verneinen, das «ich bin». Und was dieses «ich» genau ist oder beinhaltet ist gar nicht so leicht zu verstehen. Ich stelle jetzt hier mal ohne weitere Erklärungen die Theorie auf, dass dieses «ich» nur erforscht werden kann, indem man von ihm wegnimmt (und nicht dazutut, wie du es in all deinen Selbstversuch-Kolumnen tust, Max) und dann schaut, ob das «ich» noch da ist, noch existent ist oder ein Teil davon fehlt. Kann ich also von meinem Geist wegnehmen bis zu einem Punkt, an dem ich nicht mehr mit Sicherheit sagen kann «ich bin»?.
Dazu führe ich folgenden Selbstversuch durch: ich setze mich in ein weisses Zimmer mit genügend Licht. Ich setze mich so, dass ich keine Aussicht habe sondern gegen eine weisse, nackte Wand schaue aber dennoch so bequem als möglich sitze. Es soll richtig bequem sein aber in meinem Blickfeld soll nur weisse Wand sein, nichts anderes, das ablenkt, kein Ledersofarahmen im Augenwinkel oder eine Lampe in der Ecke, nichts. Ich bewege mich auc nicht sondern sitze still. Ohne grosse Bewegungen. So lange als möglich. Als Ziel setze ich mir, sagen wir einmal: 12 Stunden. Zwölf Stunden, in denen ich nicht einschlafen will, in denen ich genügend Wasser und eine Kleinigkeit zu essen habe, so dass ich nicht Durst noch Hunger leide. In denen mein Körper alles hat was er braucht: ausgeschlafen und wach, warm, bequem, zu trinken, zu essen – aber mein Geist nichts. Rein Nichts an dem er sich festhalten kann, nichts visuelles, nichts auditives (keine Nebengeräusche aus der Wohnung nebenan oder drunter oder drüber...), nichts haptisches oder sensomotorisches, nichts das den Geruchsinn oder den Geschmackssinn ablenkt oder stimuliert. Und dann beobachte ich, was in meinem Kopf abgeht. Was da so abläuft. Was für Szenerien sich bilden. Was für Coping-Strategien mein Geist anwendet, damit ihm nicht langweilig wird und damit er nicht durchdreht.

Das grosse Nichts.

Küng, wenn du nur schon 6 Stunden ohne Einschlafen, Bewegung, Essen oder irgendeiner anderen Ablenkung, «nur» 6 Stunden ohne jegliche Ablenkung der Sinne, durchhältst, Küng, dann bist du mein persönlicher King, mein privater Hero! Und was du uns danach berichten würdest, das würde mich schon jetzt total auf die Folter spannen!



Versuch Nr. 3
DAS MENTALE, DER GEIST, TEIL 2

Versuch Nr. 2 kann auch auf eine bisschen andere, leicht aufwendigere Art probiert werden. Dazu besorgt man sich Zugang zu einem sogenannten «Isolation Tank», einem «Dark Tank», einem Tank, der absolut dunkel ist und mit Salzwasser gefüllt. In den setze ich mich. Am ersten Tag vielleicht eine Stunde. Am zweiten Tag vielleicht zwei. Am dritten Tag vielleicht drei. Und dann beobachte ich, was in meinem Kopf abgeht. Was da so abläuft. Was für Szenerien sich bilden. Was für Coping-Strategien mein Geist anwendet, damit ihm nicht langweilig wird, damit er nicht durchdreht.

Sensory Deprivation Tank

Küng, wenn du nur schon 3 Stunden ohne Einschlafen, Bewegung, Essen oder irgendeiner anderen Ablenkung, «nur» 3 Stunden ohne jegliche Ablenkung der Sinne, in einem dieser Tanks durchhältst, Küng, dann bist du mein persönlicher King, mein privater Hero! Und was du uns danach berichten würdest, das würde mich schon jetzt total auf die Folter spannen! Und zu allerletzt mache ich dir noch folgendes Angebot: das mit dem Isolation Tank würde ich notfalls mitmachen wenn du magst: Wir Zwei, gemeinsam allein – im Nichts.

Lieber Gruss,
Roger




Sympathischer Ausschnitt von Max Küng auf
art-tv.ch



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