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Das Zeugnis der Seele

Tertullian († um 220) - Das Zeugnis der Seele (De testimonio animae)
4. Kap. Zeugnis der Seele für ihre eigene Fortdauer nach dem Tode.

Was, o Seele, nun weiter den dir unausweichlichen Spruch angeht, und was sich auf dein Wesen selbst bezieht, so behaupten wir, daß du nach Auslöschung des Lebens noch fortbestehen, den Tag des Gerichtes erwarten und, je nach Verdienst, entweder Qualen überantwortet wirst, oder Freuden, die beide ewig dauern; daß, um diese zu ertragen, dir deine frühere Substanz und dieselben menschlichen Bestandteile und das Gedächtnis wieder gegeben werden, weil du einerseits weder Unangenehmes noch Angenehmes empfinden kannst ohne die Vermittlung des empfindungsfähigen Körpers, und andrerseits ohne Vorführung derselben Persönlichkeit, welche die Schwere des Gerichtes verdient hat, keine Ursache zum Richten vorhanden wäre. Dies ist die christliche Ansicht; wenngleich sie viel anständiger ist als die pythagoreische, indem sie dich nicht in Tierleiber versetzt, wenngleich vollständiger als die [S. 209] platonische, indem sie dir auch noch die Gabe des Körpers wiedergegeben werden läßt, wenngleich annehmbarer als die epikureische, indem sie dir die Auflösung erspart, so wird sie dennoch wegen ihres Namens für einen bloßen Wahn, für Borniertheit und, wie man auch sagt, für eine vermessene Phantasterei angesehen. Jedoch wir schämen uns unserer anmaßlichen Phantasterei nicht, wenn du sie mit uns teilst.

[...]

Wenn du nach dem Tode keine Empfindung mehr hast, wenn dir kein Gefühl mehr bleibt, wenn du endlich, sobald du den Körper verlassen hast, selber ein Nichts bist, warum lügst du dir zu deinem Nachteil vor, du könntest ferner noch etwas leiden? Noch mehr, warum überhaupt fürchtest du dann den Tod? Du hast nach dem Tode ja nichts zu fürchten, ebenso wenig als nach dem Tode überhaupt noch etwas zu erwarten. Denn, obschon man vorgeben könnte, deshalb den Tod zu fürchten, nicht weil er noch mit etwas drohe, sondern weil er die Annehmlichkeit des Lebens abschneide, so beseitigt er, da die weit zahlreicheren Widerwärtigkeiten des Lebens entfallen, doch auch mit dem sichern Erwerbe des bessern Teils die Furcht, und man braucht daher auch den Verlust des Gutes, welches durch ein anderes Gut, nämlich die Sicherheit vor Widerwärtigkeiten, aufgewogen wird, nicht mehr zu fürchten. Dasjenige hat man nicht zu fürchten, was uns von jeder Furcht befreit. ...

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Bemerkung: De testimonio animae. animae, die Seele, das ist das was animiert ist, also lebt, das was embodyment hat. Oder verstehe ich das falsch? ;)

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