Diese Werte entstanden nicht einfach so, sie entstanden und entstehen durch die natürliche Evolution und dienen dem Mensch dazu, immer komplexere Probleme auf unserem Planeten zu meistern (Mehr zu der Entstehung solcher Werte und zu Werte-Memen vielleicht einmal in einem zukünftigen Blog). Je komplexere Probleme gesellschaftliche Werte lösen können desto höher sind die Werte.
Uns allen ist geläufig, was unsere höchsten, gesellschaftlichen Werte zur Zeit sind: die Menschenrechte (Recht auf Freiheit, Recht auf Sicherheit der Person, Recht zu heiraten und eine Familie zu gründen, Recht auf ein gesundes Leben, Recht auf Bildung…), Redefreiheit, Religionsfreiheit, Demokratie, der Sozialstaat etc.
Wie hilft die Besinnung auf unsere höchsten, derzeitigen Werte uns nun bei der Diskussion heikler Themen? Am besten lässt sich dies durch ein Beispiel aufzeigen:
Nehmen wir die Diskussion über die Heirat von gleichgeschlechtlichen Paaren. Wird uns da nicht allen etwas mulmig? Dafür sein oder dagegen sein? Und: wieso wird uns dabei genau mulmig und was macht da genau Angst?
Heirat ist - wie Lakoff in diesem Artikel sehr plausibel darlegt - mit sehr vielen kulturellen Bildern, Vorstellungen und Werten belegt. Das macht die Diskussion oft heikel und emotional. Im Kern aber, und da ist sich die (westliche?) Welt glaube ich einig, im Kern ist Heirat eine Institution, nämlich die öffentliche Bekenntnis zweier Menschen für den gemeinsamen Lebensweg durch Dick und Dünn, basierend auf tiefer gegenseitiger Liebe.
Gefährdet die Heirat gleichgeschlechtlicher Paare unsere höchsten, gesellschaftlichen Werte? Nein, keineswegs. Ganz im Gegenteil: das Recht zu heiraten und eine Familie zu gründen (Art. 16), das Recht auf Gleichberechtigung (Art. 1-3, …), das Recht auf ein Leben ohne willkürlichen Eingriffen in sein Privatleben, seine Familie, seine Wohnung und seinen Schriftverkehr oder Beeinträchtigungen seiner Ehre und seines Rufes (Art. 12), das alles sind heute ethisch hochstehende Grundrechte, die auch die Heirat von gleichgeschlechtlichen Paaren schützen.
Ein weiteres Beispiel: Sind Albaner (Juden, Schweizer, Frauen, Behinderte…) gut oder böse? Solcherart Diskussionen werden oft sehr emotional geführt. Sachlich betrachtet geht es bei dieser Diskussion aber oft nicht um Albaner, um Frauen oder Männer, um Religion oder Hautfarbe oder Kultur, es geht um unsere Werte. Habe ich etwas gegen Albaner (Juden, Schweizer, Frauen, Behinderte…)? Grundsätzlich: Nein!
Wenn ich sage: "Alle Albaner sind Heroindealer" ist das unwahr. Wenn ich aber sage: "Der Heroinhandel ist in der Schweiz fest in der Hand von Albanerkreisen", dann ist das wahr (vgl. Artikel Neuer Heroinboom befürchtet und Artikel Urteil Kassationshof vom 6. Oktober 2004). Habe ich deshalb etwas gegen Albaner? Nicht direkt. Ich habe etwas gegen Menschen, die unsere westlichen Werte nicht akzeptieren, die Mitmenschen schädigen, den Staat (der unter anderem mit meinen Steuergeldern finanziert wird) belasten, und Dinge machen, die unser Rechtssystem nicht erlaubt. Sollte es sich herausstellen, dass viele Albaner (Juden, Schweizer, Frauen, Behinderte…) in diese Kategorie fallen kann ich nichts dafür. Das ist das Problem der Albaner (Juden, Schweizer, Frauen, Behinderten…) .
Die Drogen sind von bulgarischen Kurieren aus der Türkei eingeführt worden.
Das heisst, wenn ich mir immer bewusst bin, welches unsere hohen, schützenswerten, gesellschaftlichen Werte sind, dann kann ich mich an diesem Leitfaden sehr gut orientieren und auch machtvoll argumentieren.